Direkte positive Wirkungen
Windenergie
Wie die Windenergie naturverträglich gestaltet werden kann
Herausforderung und unterm Strich ein Plus
Ohne einen massiven Ausbau der Windenergie sind die Klimaschutzziele nicht zu erreichen. Die Windenergie hat damit eine zentrale Bedeutung für den Klimaschutz und damit auch für den Naturschutz. Gleichwohl besteht die Herausforderung negative Auswirkungen, beispielsweise auf Vögel und Fledermäuse, zu vermeiden oder zu minimieren.
Keine Energiewende ohne Windkraft. Seit Mitte 2020 ist eine Vielzahl von Studien1 2 3 4 erschienen, die einen notwendigen jährlichen Bruttozubau von mindestens 5,5 bis 9,8 GW Windenergie an Land errechnet haben. Zwischen 2020 und 2035 laufen für etwa 20.000 Windenergieanlagen die auf 20 Jahre festgeschriebenen EEG-Einspeisungsverträge aus. Je nach Anteil des Repowerings5 werden voraussichtlich zwischen 40-60 % der Anlagen am gleichen Standort oder Gebiet repowert und die anderen abgebaut. Bis etwa 2035 bedeutet dies eine Zunahme der Anlagenzahl durch Zubau und Repowering von derzeit etwa 30.0006 auf etwa 36.000 bis 39.000 Windenergieanlagen.7 Dabei ist diese Abschätzung optimistisch gerechnet und berücksichtigt bereits die Priorisierung von Einsparung, Effizienz, Solarenergie und erhebliche Importe regenerativ erzeugter Energie. Auch eine verzögerte Umsetzung würde zu einem deutlich höheren Bedarf führen.8
Ausbau Wind und Photovoltaik
Angesichts dieser Zahlen ist es notwendig, sich mit den Auswirkungen der Windenergie detaillierter zu befassen. Denn wie andere Infrastrukturen auch, lassen sich Windenergieanlagen nicht gänzlich ohne Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft bauen und betreiben. Dennoch: Insgesamt bedeutet die Windkraft einen geringeren Eingriff in die Natur als die fossilen Energien. So werden beim Braunkohleabbau zum Beispiel nicht nur Klimagase freigesetzt, sondern jährlich tausende Hektar Lebensräume vollständig zerstört und das Grundwasser belastet. Der Tagebau bewirkt Landschaftsveränderungen, die weit über hundert Jahre bestehen bleiben.9 Und auch Gewinnung, Transport und Nutzung anderer fossiler Energieträger sowie die Atomkraft bringen tiefgreifende Belastungen für Natur und Landschaft mit sich. Im Gegensatz zu diesen sogenannten Ewigkeitslasten des fossilen Zeitalters lassen sich Windenergieanlagen problemlos und ohne Rückstände wieder zurückbauen, wenn ihre Zeit einmal gekommen ist. Und das könnte schon bald von Nutzen sein: Ab 2035 erscheint es realistisch, die Zahl der Windenergieanlagen bereits wieder zu reduzieren, wenn ein weiteres Repowering, also den Abbau der älteren und Neubau von stärkeren Anlagen dies bei insgesamt gleichbleibender Leistung erlaubt.
Trotz dieser Vorzüge muss es oberstes Ziel bleiben, die Auswirkungen der Windenergieanlagen möglichst gering zu halten. Bereits im Planungsprozess, später im Bau und auch für die Betriebsphase einer Windenergieanlage gibt es bereits eine Vielzahl erprobter Maßnahmen und Technologien, um dies zu erreichen. Das Spektrum reicht von Beteiligungsverfahren, um die lokale Bevölkerung und auch ihr Know-how einbeziehen zu können, über die Standortfindung, Detail- und Bauplanung bis hin zu Kompensationsmaßnahmen, Artenhilfsprogrammen, Abschaltalgorithmen und anderen technischen Vermeidungs- und Minderungsmaßnahmen.
Intelligent kombiniert und umgesetzt, können diese Maßnahmen die Belastungen durch Windenergieanlagen an vielen Standorten teilweise ausgleichen oder doch gering halten. Rechnet man die positiven Wirkungen auf den Klimawandel hinzu, steht unter dem Strich ein Plus für die Windenergie. Immer vorausgesetzt, dass jede einzelne Anlage dabei auch im Hinblick auf Natur und Landschaft optimal geplant und betrieben wird.
Fußnoten
- PROGNOS, Öko-Institut & Wuppertal-Institut (2020). Klimaneutrales Deutschland. Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimaneutralität
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH (2020). CO2-neutral bis 2035: Eckpunkte eines deutschen Beitrags zur Einhaltung der 1,5-°C-Grenze. Wuppertal Institut, Diskussionsbeitrag für Fridays for Future.
- Sachverständigenrat für Umweltfragen (2020). Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa. Umweltgutachten 2020.
- Gerhards et al. (2021, 22. April). Klimaverträgliche Energieversorgung für Deutschland – 16 Orientierungspunkte. Diskussionsbeiträge der Scientists for Future 7.
- Wie dies naturverträglich gestaltet werden kann, untersucht das vom Bundesamt für Naturschutz geförderte Vorhaben „Repowering von Windenergieanlagen“
- Deutsche WindGuard (2021). Status des Windenergieausbaus an Land in Deutschland – Jahr 2020. Bundesverband WindEnergie. Zum Vergleich: Die FA Wind (2022) ermittelt in der Analyse Ausbausituation der Windenergie an Land im Jahr 2021 die Zahl von 28.000 WEA
- NABU, BFA Energie und Klima, 2022, eigene Berechnung
- Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie gGmbH (2020)
- Vergl. auch Ewigkeitsaufgaben Deponien und Grundwasser