Indirekte positive Wirkungen
Fließ- und Stillgewässer
Trockenphasen und Hitze vorbeugen
Für den Wasserhaushalt der Böden, als vielfältige Lebensräume und wirtschaftliche Verkehrsadern sind unsere Gewässer in vielfacher Hinsicht bedeutsam. Dabei zeigen zunehmend Trockenheit, Algenwachstum, Hochwasser und abnehmende Fischbestände, wie stark der Klimawandel sie beeinträchtigt. Renaturierungen und Klimaschutz sind notwendig, um unsere Gewässer zu erhalten.
Die trockenen »Zeigerjahre« 2018 bis 2020 haben bei den Gewässern deutlich vor Augen geführt, woran sich Mensch und Natur zukünftig stärker anpassen müssen: Ende der Sommer war der Wassermangel in den Flüssen, Bächen, Seen und in der Natur nicht mehr zu übersehen. Außerdem ist die Wassertemperatur ein Schlüsselparameter für den ökologischen Zustand von Gewässern und deren Eutrophierungsneigung, also ihre Anfälligkeit für die Massenentwicklung von Blaualgen (Cyanobakterien), für Sauerstoffarmut und Fischsterben bis hin zum völligen Umkippen des Gewässers. Bereits nachgewiesen wurde in Fließgewässern der Rückgang geeigneter Lebensräume für Fischarten wie Äsche und Forelle, deren Bestände durch steigende Gewässertemperaturen abnahmen.1 Der ökologische Zustand der Seen und Flüsse könnte sich daher mit steigender Gewässertemperatur in Zukunft weiter verschlechtern.2
Auch der Binnenschifffahrt, Landwirtschaft und Energiewirtschaft setzen die Trockenperioden zu. „Wasserstraßen“ wie der Rhein mussten für die Schifffahrt gesperrt werden. Bereits im Jahrhundertsommer 2003 waren die volkswirtschaftlichen Schäden der Dürre größer als die einer der Hochwasserkatastrophen an Rhein, Oder und Elbe. Denn durch Trockenheit sind weit größere Landesflächen – und damit neben dem Wasserhaushalt auch Flora und Fauna – mit weit längerer Wirkung betroffen als durch ein Hochwasser.3 Nur ganz außergewöhnliche Hochwasserereignisse können volkswirtschaftlich ähnliche Schäden bewirken. Und auch diese werden zunehmend – wie die durch Starkregen im Juli 2021 verursachte Flutkatastrophe bei Ahrweiler in Rheinland-Pfalz oder im südlichen Nordrhein-Westfalen – durch den Klimawandel verursacht. Auch dieses Ereignis im Jahr 2021 kann als Zeiger für zukünftig häufigere Ereignisse interpretiert werden, weil die Wahrscheinlichkeit mit dem Klimawandel zunimmt.
Starkregen und Hochwasser
Die ansteigende Häufigkeit lokaler Starkregenereignisse, die die Rückhaltefähigkeit der Böden überfordern, wird also mit der Erderwärmung bei uns zunehmen: Die innerhalb sehr kurzer Zeit anfallenden Wassermassen haben nicht die Zeit um in tiefere Bodenschichten zu versickern, sondern fließen zum größten Teil als Oberflächenwasser ab und gehen für den lokalen Wasserhaushalt, die Natur oder Grundwasserbildung am Ort des Starkniederschlags verloren. Aufgrund von falscher Bearbeitung, geringerer Speicherfähigkeit von biologisch verarmten Böden sowie der weiterhin wenig gebremsten Flächenversiegelung fehlt als Folge des Klimawandels die Speicherfähigkeit des Bodens. So wird auch als Folge des Klimawandels Hochwasser in Deutschland verschärft vorkommen. Besonders im Winter steigt die Hochwassergefahr wegen zunehmenden Niederschlägen. Außerdem werden wegen der milden Temperaturen die Niederschläge seltener in Form von Schnee gespeichert. Statt, dass ein Teil der Winterniederschläge erst im Frühjahr mit der Schneeschmelze in die Flüsse gelangt, füllen diese direkt im Winter die Gewässer. Die Kosten für Schäden durch Überflutungen werden für die EU bei Ackerkulturen mit 200 Euro bis 1000 Euro je Hektar (On-Site Effekte) angegeben. Etwa 970 Millionen Tonnen fruchtbarer Boden gehen darüber hinaus in der EU jedes Jahr durch Wassererosion verloren.4
Starkregen füllt die Reserven im Boden nicht auf
Trotz vergleichbarer Niederschlagsmengen bringen Starkregenereignisse somit weniger verbleibendes Wasser für die Böden. Denn die Hauptmenge fließt an der Oberfläche ab und geht in den oberen Bodenschichten durch Verdunstung wieder schnell verloren. Starkregen auf trockenen Böden erhöht zudem das Risiko von Erosion.
Klimaschutz erhält unsere Gewässer
Eine Herausforderung und Gratwanderung für den Naturschutz ist die Frage, inwieweit künstliche Maßnahmen wie das Einleiten von Grundwasser aus Tiefbrunnen im Klimawandel eine Lösung sein könnten. So können kurzfristige Krisen, auch um irreversible Verluste für die Natur zu verhindern, mit vorübergehenden Maßnahmen überbrückt werden. Gegen dauerhafte Veränderungen der Rahmenbedingungen anzukämpfen, macht allerdings weniger Sinn und ist auch nicht erfolgversprechend. Trotz Einschränkungen und Verlusten für Natur und menschliche Nutzungen ist es dann meist die einzige sinnvolle Option, sich an unvermeidbare Änderungen im Klimawandel so gut wie möglich anzupassen. Gleichzeitig müssen auch andere Beeinträchtigungen der Ökosysteme vermieden und verringert werden sowie gefährdete Arten und Lebensräume durch Schutz und Hilfsmaßnahmen gefördert werden.
Jede Verringerung von Klimaänderung, jedes Zehntel Grad weniger Erwärmung und jede gewonnene Zeitspanne zur Anpassung stellt eine Verbesserung dar, die wir für den Naturschutz erreichen können.
Fußnoten
- Umweltbundesamt (2021). Klimawirkungs- und Risikoanalyse 2021 für Deutschland, Kurzfassung.
- Umweltbundesamt, 2021 s.o.
- Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2016). Klimawandel in Baden-Württemberg.
- BUND (2021). Hochwasserschutz fängt bei den Böden an.